Maurice Merleau-Ponty und das Dazwischen
Der Todestag von Maurice Merleau-Ponty jährt sich zum 64. Mal. In einer Zeit, die von begrifflichen Auflösungen ("alternative Fakten") einerseits und dem Wunsch nach begrifflicher und auch physischer Abgrenzungen (identitär, LGBTQ, national etc.) andererseits geprägt ist, scheint sein stilles, verbindendes und tiefgründiges Denken verschütt gegangen zu sein. Jedenfalls hört man nichts über dieses Denken und das zu Unrecht. Merleau-Ponty erinnert uns daran, dass das Leben sich nicht an Grenzen hält, sondern im Dazwischen spielt: zwischen Körper und Geist, zwischen Selbst und Welt, zwischen Eigenem und Fremdem, ja sogar zwischen Abgrenzung und Auflösung. Sein Konzept des "Fleisches der Welt" ist eine philosophisch unkonventionelle Perspektive auf die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt, die über die klassischen dualistischen Denkmuster hinausgeht und die fundamentale Verbundenheit aller Dinge betont.
![]() |
Ausschnitt aus "Artisten" von Paul Klee, 1915 |
Merleau-Ponty (1908 – 1961) wuchs in einer Epoche politischer Spannungen und intellektueller Umbrüche auf. Der Tod seines Vaters im Ersten Weltkrieg prägte seine Kindheit – eine Erfahrung von Verlust und Unsicherheit, die später auch seine Philosophie der offenen Bedeutungen durchdrang.